Im Gespräch mit Christian Tobias Krug (2024/Hinter Mauern)
An was denkst du als erstes, wenn du "Mittelalter" hörst?
An leckeren Wikinger-Met ;)
Für viele gilt das Mittelalter als das "Dunkle Zeitalter". Was ist für dich der "Lichtblick" jener Zeit?
Ehrlich gesagt, ich empfinde das Mittelalter gar nicht unbedingt als ausschließlich düster. Klar, Vorstellungen von Fehden und Folter lassen uns eher erschaudern – andererseits lösen Bilder von Rittern und Burgen durchaus romantische und heimelige Gefühle aus. Man bedenke in diesem Zusammenhang auch, wie viele schöne, alte Märchen in einer Art mittelalterlichen Welt angesiedelt sind.
Wie kam es zu deiner Geschichte für "Hinter Mauern"?
Ursprünglich wollte ich eigentlich eine ganz andere Geschichte schreiben. Die Grundidee „Junge auf einer Burg“ war zwar dieselbe, aber die Handlung lief anfangs in eine völlig andere Richtung – allerdings in eine, die ich selbst eher unbefriedigend fand.
Die jetzige Idee mitsamt der finalen Auflösung war ursprünglich für eine andere Story gedacht, außerhalb vom mittelalterlichen Kontext. Man kann sagen, hier haben sich quasi zwei verschiedene Geschichtsideen zu einer vereint.
Welche Stereotype des Mittelalters hast du in deiner Geschichte bewusst vermieden?
Wenn ich eine Geschichte mit historischem Bezug schreibe, versuche ich Stereotype generell zu vermeiden und alles so authentisch wie möglich darzustellen. Tatsächlich betreibe ich im Vorfeld daher auch eine Menge Recherchearbeit.
Viel tückischer als typische Stereotype sind dabei übrigens eher kleine Stolpersteine. In „Nachtwandler“ betritt die Hauptfigur beispielsweise eine Kammer, die ich anfangs mit einem Kleiderschrank ausgestattet hatte. Bei der Textüberarbeitung fiel mir dann auf: Ups, Kleiderschränke gab es damals ja noch gar nicht – nur Kleidertruhen ;)
Welche Mauer des Mittelalters findest du am bedrohlichsten?
Die unsichtbare zwischen den gesellschaftlichen Ständen, zwischen Adel und Bauern. Erstere konnten hoch oben auf den „Zinnen“ hocken und die Letzteren nach Lust und Willkür mit Dreck bewerfen ...
Link zur Anthologie "Hinter Mauern"