Im Gespräch mit Christine Kulgart (2024/Hinter Mauern)

 

Hallo Christine, wir würden uns freuen, wenn du uns ein paar Fragen anlässlich deines Beitrags in der Anthologie „Hinter Mauern“ beantwortest. An was denkst du als erstes, wenn du "Mittelalter" hörst?

Ich denke an klirrende Schwerter, imposante Burgen und schmutzige Straßen, auf denen Schafe und Ziegen laufen.

Für viele gilt das Mittelalter als das "Dunkle Zeitalter". Was ist für dich der "Lichtblick" jener Zeit?


Der Zusammenhalt zwischen Familien und Nachbarn, auf den man sich – im besten Fall – verlassen konnte. Man musste eng zusammenrücken und einander helfen, um über die Runden zu kommen.

Wie kam es zu deiner Geschichte für "Hinter Mauern"?


Ich hatte tatsächlich in der Woche, bevor ich mich ans Schreiben gesetzt habe, eine Kirche besichtigt, um diese in einem Artikel zu erwähnen. Dann kam irgendwie alles zusammen: Die Ausschreibung spukte mir trotz beruflichen Deadline-Stress im Kopf herum, ich saß bereits auf gepackten Koffern für den Urlaub, und zusätzlich hatte ich noch den Soundtrack von Disneys „Der Glöckner von Notre Dame“ laufen. Daraus entstand irgendwie diese Idee und ich hab mich treiben lassen. Die Geschichte heißt daher auch „Himmeslicht“, da ich immer den Song „Heaven’s Light“ im Kopf hatte.

Welche Stereotype des Mittelalters hast du in deiner Geschichte bewusst vermieden?

Ich habe mich hier gegen die typischen Burgfräulein-Ritter-Romanzen entschieden und wollte mich gar nicht in das Gebiet arrangierter Ehen, Standesdünkel und so weiter begeben. Stattdessen habe ich mir ein „dunkleres“ Thema, das gerade im Moment sehr aktuell ist, ausgesucht.

Welche Mauer des Mittelalters findest du am bedrohlichsten?


Sowohl im Mittelalter als auch heute sind wohl die Mauern im Kopf immer noch am bedrohlichsten: Ein einziges falsches Wort konnte einem schon damals zum Verhängnis werden, und jene, die am reichsten waren, zogen die Strippen. Es war und ist auch heute noch schwer, gegen die Einstellungen mancher Menschen anzukommen, da diese hohen Mauern in den Gehirnen existieren.

Danke für die Beantwortung unserer Fragen!

Link zur Anthologie "Hinter Mauern"