Im Gespräch mit Yngra Wieland (2024/Hinter Mauern)

 
Liebe Yngra, an was denkst du als erstes, wenn du "Mittelalter" hörst?



Den Geruch von Feuer und neblige Wälder. Den Geruch von Kräutern und Tinkturen. Eine sich drehende Handspindel. Kopfsteinpflaster unter den Füßen. Das Gefühl von Leinen und Wolle auf der Haut. Opulent gedeckte Tafeln mit aufwändigen Speisen. Gaukler auf dem Marktplatz und schreiende Patienten des Baders. Die Bewegungen eines Pferdes unter dem Sattel und die dumpfen Tritte des Tieres auf dem Waldboden. Das Geklirr von Schwertern und den betörenden Gesang eines Minnedieners.



Für viele gilt das Mittelalter als das "Dunkle Zeitalter". Was ist für dich der "Lichtblick" jener Zeit?



Siehe oben.



Wie kam es zu deiner Geschichte für "Hinter Mauern"?



Ich stieß vor einiger Zeit bei der Recherche für mein aktuelles Projekt auf Jadwiga, die Heilige Hedwig. Ich las über diese faszinierende junge Frau und als die Ausschreibung veröffentlicht wurde, fand ich, eine Szene ihres viel zu kurzen Lebens passt perfekt dazu.



Welche Stereotype des Mittelalters hast du in deiner Geschichte bewusst vermieden?

Da gibt es so viele, ich hoffe, ich habe sie alle vermieden. Auf jeden Fall gibt es in meiner Geschichte keinen Gestank der Nachttopfinhalte auf dem Pflaster und die dunklen Farben der Gewänder. Schwarz war übrigens sehr aufwändig zu färben, sei bei dieser Gelegenheit gesagt.



Welche Mauer des Mittelalters findest du am bedrohlichsten?



Die, hinter denen die Pestkranken eingeschlossen wurden.

Vielen lieben Dank für die Beantwortung der Fragen :-)


Link zur Anthologie "Hinter Mauern"