Im Gespräch mit Geli Grimm

Was hat dich angesprochen am Thema „Pest“? Warum hast du an der Ausschreibung teilgenommen?

Oh, da gab es mehrere Gründe. Zum einen habe ich einen Hang zum Morbiden. Da ist die „Pest“ natürlich eine Steilvorlage. Und da zu meinen Hobbys das mittelalterliche Reenactment zählt, war die Ausschreibung so etwas wie ein Heimspiel für mich.
Außerdem hat es mich seit der Ausschreibung zu „Wenn alte Wellen singen“ gereizt, beim Burgenwelt Verlag einen Fuß in die Tür zu bekommen. Seinerzeit bin ich das erste Mal über den Verlag „gestolpert“. Auch wenn es mein Beitrag nicht in die Anthologie geschafft. Aber mein Ehrgeiz war geweckt. Zumal ich eine so nette und aufmunternde Absage bekommen habe. Viele Verlage halten es noch nicht einmal für nötig, eine Absage zu schicken.

Liest jemand deine Texte, bevor du sie zum Verlag schickst? Wenn ja, wer ist es, und was macht diese Person besonders?

Ich versuche immer mindestens drei Testleser zu „verpflichten“. Zum einen, um Rechtschreibfehler aufzuspüren. Zum anderen, um eine Rückmeldung darüber zu erhalten, ob die Stimmung in meiner Erzählung auch so rüber kommt, wie ich es vermitteln möchte. Oder ob es irgendwelche Ungereimtheiten gibt. Als Schreiberling ist man zu sehr drin im Thema. Da fehlt der objektive Abstand.

Von meiner Arbeit als freiberufliche Journalistin weiß ich auch, wie wichtig es ist, einen unbeteiligten Leser über den Text blicken zu lassen. Als Autor ist man seinem eigenen Text gegenüber irgendwann „betriebsblind“. Es gibt immer Tippfehler, die ich auch nach zehn Durchsichten noch übersehe.

Und dann ist da natürlich noch die Frage nach der fachlichen Kompetenz. Je nach Thematik wende ich mich da an unterschiedliche Testleser.
Bei meiner Pestgeschichte habe ich auf die Unterstützung meiner Freunde aus der „Mittelalterszene“ zurückgegriffen. Ohne die konstruktive Kritik von Benjamin Lammertz, Jan Henrik Lange und Nikolas Hofbauer wäre meine Erzählung bestimmt nicht so authentisch geworden.

Woran arbeitest du gerade?

Da habe ich mehrere Projekte am Start. Aber hauptberuflich bin ich immer noch Mama, und Zeit ist bei mir Mangelware. Im Gegensatz zu den Ideen, die mich heimsuchen.

Seit ich als Herausgeberin mit „Der Tag der toten Katze“ mein „Coming-out“ als Schriftstellerin hatte, beteilige ich mich bevorzugt an den unterschiedlichsten Anthologie-Ausschreibungen. Denn in Anthologien sehe ich den „literarischen Snack“ für zwischendurch. Damit erreiche ich auch Menschen, die sich sonst scheuen, einen ganzen Roman in Angriff zu nehmen.

Aktuell befinden sich meine Wikinger für die Anthologie „Vikings of the Galaxy“ im Endlektorat. In dieser Kurzgeschichte wird endlich geklärt, wie die Wikinger auf den Mond kamen. Ich kann nämlich auch lustig!

Des weiteren habe ich für die AutorenGruppe Tödlich (AGT) eine Erzählung in der Mache. Dort arbeiten wir derzeit an Band 5 der „teilweise tödlich“-Reihe. Diesmal geht es um „Sagenhafte Verbrechen“ und ich vergreife mich an der Geschichte des Kölner Spukhauses Villa Oppenheim.
Ich muß nicht explizit erwähnen, dass es hier weniger humorvoll zugeht, oder?

Nebenbei arbeite ich aber auch an zwei eigenen Büchern.
Zum einen, und das ist derzeit mein Hauptprojekt, schreibe ich an einem Krimi. Aber nicht so, wie wir es aus unzähligen Büchern und Serien oder Filmen kennen.  Bei mir spielt kein Ermittler, kein Kommissar und kein Privatdetektiv die Hauptrolle. Meine Protagonistin ist eher ein Mensch wie du und ich. Spielball des Schicksals und bei weitem kein Superheld.

Ein anderes Projekt ist mein historischer Roman, zu dem mich meine Wahlheimat Holzwickede inspiriert hat.
Bedingt durch das Hobby Mittelalter bin ich auf die historischen Begebenheiten der Umgebung aufmerksam geworden. Und während das frühmittelalterliche Gräberfeld der „Herrschaften von Asseln“ mein Hobby inspiriert, reizt mich schriftstellerisch die Zeit des 12. Jahrhunderts, als Heinrich von Herreke aus dem Dortmunder Grafenhaus das Gut Haus Opherdicke dem Kölner Erzbischof zum Lehen auftrug. Wie es dazu kam, da habe ich meine eigene Theorie und lasse meiner schriftstellerischen Freiheit auch ein wenig Lauf. Ohne die historischen Ereignisse zu verfälschen, wohlbemerkt, dichte ich Heinrich und seiner Frau Adelheid ein Kind an.

Da aber an erster Stelle immer noch meine drei Jungs, mein Göttergatte sowie unsere Katzen stehen, wird es mit meinem Romandebüt noch ein wenig dauern. Aber wir wissen ja alle: Was lange währt, wird gut!

Auf welches deiner bisherigen Schreibprojekte (veröffentlicht oder nicht) bist du besonders stolz?

Keine Frage. Das ist meine „Tote Katze“! Getreu dem Klischee: 'Blond und naiv' habe ich über Facebook einen Aufruf für eine Anthologie gestartet. Keine Ausschreibung oder so. Ich habe eine Gruppe gegründet und Autoren „gesammelt“, die sich auf das Abenteuer einlassen wollten.

Es ging um einen verschenkten Satz, eine Einleitung für eine tolle Geschichte. Ein Satz, den die Verfasserin aus persönlichen Gründen nicht verwenden wollte: „Ich hasse es, wenn der Tag damit beginnt, daß ich eine überfahrene Katze begraben muss.“ Auf diese Einleitung hin bauten die Beteiligten ihre Erzählungen auf. Frei von einem vorgeschriebenen Genre, sodass ein Mix von morbide über lustig bis hin zu SciFi zustande kam.

Wir haben unsere Texte gegenseitig korrigiert und in Form gebracht. Und ich wollte alle Mitstreiter mitnehmen. Kein Text sollte auf der Strecke bleiben, denn wir waren ein Team. Eine ziemlich naive Vorgehensweise für einen Newcomer wie mich.
Und doch habe ich, haben wir es geschafft. Der Leseratten Verlag wurde auf das Projekt aufmerksam und hat meine tote Katze tatsächlich veröffentlicht. Mit allen Autoren, die daran beteiligt waren. Nur einer hat – leider - von sich aus seinen Text zurückgezogen.

Besonders stolz bin ich darauf, dass es die „Tote Katze“ auch auf die Liste der Buchvorstellungen des Jahres von Bernt Ture von zur Mühlen geschafft hat. Der Frankfurter Literaturdozent stellt seit über zwei Jahrzehnten seine Geheimtipps unter den jährlichen Neuerscheinungen vor. Eine Anthologie hat es meines Wissens bisher noch nie in seine Auswahl geschafft.

Letzte Frage: Wenn Du ins Mittelalter reisen könntest: Auf welchen Ort und welche Zeit würdest du die Zeitmaschine einstellen? Und warum?

Das ist eine schwierige Frage. Durch mein Hobby kenne ich Darsteller der unterschiedlichsten Epochen. Sie beschäftigen sich auf historisch wissenschaftlicher Ebene mit ihrer Darstellung und wissen entsprechend fachliches aus „ihrer“ Zeit zu berichten. Dabei finde ich von der Steinzeit übers frühe Mittelalter bis hin zur Hexenverbrennung alles spannend.

Doch wo würde ich Mäuschen spielen wollen? Ich glaube, ich würde herausfinden wollen, ob die Thorsberghose wirklich als Grundmuster dient oder ob sie einfach nur Flickwerk ist. ;o)

Vielen Dank für das Gespräch :-)