Im Gespräch mit Anton Vogel

Anton, erzähl uns erst einmal, warum du an der Ausschreibung für „Jahrmarkt der Mysterien“ teilgenommen hast. Was hat dich an dem Thema angesprochen?

Seit Jahren verfolge ich die Ausschreibungen des Burgenwelt Verlags, und es ist inzwischen wie ein Urlaubs-Trip in eine ferne Zeit, mich schreibend in diese Lebenswelt hineinzuversetzen. "Mittelalter" ist also das große Thema, die Aufgabenbereiche der Ausschreibung sind eher zweitrangig, abgesehen natürlich von der Frage, ob mir zu der gestellten Thematik ein Plot mit lebendigen Figuren einfällt oder nicht. Zu "Jahrmarkt der Mysterien" hatte ich nun eine Geschichte parat, die ich vor Jahren begonnen und zwischendurch liegen gelassen, aber nie ganz vergessen hatte. Es galt nur noch den Jahrmarkt-Bezug hinzubekommen, was funktionierte.

In deinen historischen Geschichten, soweit sie uns bekannt sind, greifst du immer wieder verstärkt das Element von Glaube und Zweifel auf. Ist dies, weil das eben für jene Zeit ein typisches, tief verwurzeltes Thema ist oder steckt ein persönliches Interesse dahinter?

Beides. Da ist die grundlegende Frage der Menschheit, was jenseits der mit den Sinnen erfahrbaren Welt liegt - damals wie heute. Und zu allen Zeiten dürfte es Menschen gegeben haben, die sich mit den religiösen Lehren oder spirituellen Vorgaben ihrer Zeit nicht begnügen konnten, sondern manchmal bezweifelten, ob sie nicht in Wirklichkeit vor einer nihilistischen Leere stünden oder sich die menschliche Lebensführung tatsächlich im Fokus göttlichen Messens und Rechtens befände. Mancher mag sich gefragt haben: Wie manifestiert sich das kosmische Wirken in meinem Leben und dem meiner Angehörigen? Ich glaube nicht, dass das Mittelalter eine graue Zeit war, in der es nur den bedingungslosen Glauben gab und sonst nichts. Das wollte sicherlich der kirchliche Machtkader so, aber er konnte sicher nicht verhindern, dass den einzelnen Menschen in allen Ständen und Bevölkerungsschichten immer wieder höchst persönliche Fragen nach dem Hintergrund des Seins und des erfahrenen alltäglichen Geschicks beschäftigten. Gerade dieses Spannungsfeld zwischen einer gewissen Glaubensverhaftung und eigenen Fragestellungen zeigt mir reizvolle Aspekte auf, Figuren als - hoffentlich - lebendige, ambivalente Individuen zu charakterisieren.

In welchen Genres bist du als Autor am liebsten unterwegs? Und gibt es ein Genre, an das du dich auf keinen Fall heranwagen möchtest?

Historische und vor allem prähistorische Romane sind bisher mein Lieblingsgenre. Letztere haben für einen noch lernenden Autor den Vorteil, dass sich Fakten und Fiktion noch besser mischen lassen als in Zeithorizonten, über die es schriftliche Aufzeichnungen gibt. Der Stoff ist dann für den Leser besser nachprüfbar und die Recherche anhand der vorliegenden - wenn auch sicher sehr unvollständigen - Materialfülle noch aufwändiger als bei einer Erzählung, die von einer schriftlosen prähistorischen Gesellschaft handelt. Sehr gerne möchte ich mich mal an einen Mittelalterroman wagen (eine Idee gibt es schon). Ein weiteres Genre ist Tierfantasy, auch High Fantasy im klassischen Sinne ist denkbar. Woran ich mich weniger wagen würde, wären Krimis, das erfordert eine zu komplexe Handlungsverknüpfung. Andererseits gibt es so viele Krimi-Autoren, vor allem so viele gute und sicherlich viele sehr viel bessere, als ich es vielleicht je werden könnte ...

Zeigst du deine Geschichten jemandem, bevor du sie an Verlage schickst, oder bist du da eher ein Einzelkämpfer?

Bei den Kurzgeschichten bin ich inzwischen Einzelkämpfer. Manchmal bespreche ich aber den Plot mit Freunden oder Verwandten, um mich zu vergewissern, ob ich auf dem richtigen Kurs bin und um weitere Anregungen in den Text einzuarbeiten. Meine Romanprojekte lasse ich mir dagegen öfter begutachten, auch von professioneller Seite.

Letzte Frage: Welches Buch hast du zuletzt gelesen und würdest du es weiterempfehlen?

Ein Buch, das mich in letzter Zeit sehr beeindruckt hat, ist "Die Gezeiten des Himmels" von Joachim Zießler, ein Debütroman, der im Aufbau Verlag Berlin erschienen ist. Die Geschichte einer Seefahrt, verbunden mit der berühmten Himmelsscheibe von Nebra und einem bronzezeitlichen Vulkanausbruch um ca. 1600 v. Chr., der eine europaweite Klimakrise ausgelöst haben muss, erscheint zwar an manchen Stellen ein wenig spekulativ und konstruiert - es wirkt, als hätten sich Menschen von Stonehenge bis Ugarit über WhatsApp zu einem Umsturz verschworen - aber vielleicht macht gerade das einen gewissen provokativen Reiz an der Geschichte aus. Ein schwelender Bruderzwist wird bis zum tragischen Ende ausgefochten, aber natürlich muss der Leser auch auf eine schöne Liebesgeschichte nicht verzichten ... Lesenswert für alle, die sich für die früheste Entstehungsgeschichte unseres Kontinents interessieren. Auch wenn die wirkliche zeitliche Einnischung der Nebra-Scheibe, die ja als Diebesgut sichergestellt wurde, nach wie vor nicht unumstritten ist.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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