Im Gespräch mit Alvar Borgan

A.B. auf der Leipziger Buchmesse 2019

Was hat dich angesprochen am Thema "Pest"? Warum hast du an der Ausschreibung teilgenommen?

Die Pest ist für mich ein großer Mythos: furchtbar und unbegreiflich, so wie Drachen oder Dämonen – nur mit dem Unterschied, dass die Pest real war. Erinnert sich noch jemand an die spanische Grippe? Hat mehr Menschen getötet als der erste Weltkrieg kurz vorher, ist aber nie so ins kollektive Gedächtnis eingegangen wie die Pest. Dieses Unheimliche, Unbegreifliche, das weit über die konkreten Todesfälle hinausdeutet auf eine Art Ur-Grauen, das hat mich am Thema fasziniert.

Warum fiel die Wahl auf den Wald bei Eltingen als Schauplatz deiner Geschichte?

Ich lebe seit langem in Stuttgart. Daher hat es mich interessiert, wie die Pest sich in Württemberg ausgewirkt hat. Bei den Recherchen stieß ich auf Ludwigsburg und das nahe gelegene Eltingen. Hier sind über die Jahrhunderte hinweg sage und schreibe neun Epidemien überliefert. Bei der schlimmsten sollen zwei Drittel der Bevölkerung ums Leben gekommen sein.

Du bist als Autor ja sehr vielseitig und in verschiedenen Genres unterwegs. Gibt es ein Genre, an das du dich bisher noch nie herangewagt hast, aber gerne einmal würdest?

Tatsächlich habe ich sowohl historische Erzählungen als auch Science Fiction geschrieben, manchmal in Richtung Horror. Dabei werde ich wohl vorerst auch bleiben, obwohl ich mir schon länger auch eine reinrassige Abenteuergeschichte in einer eigenen Fantasy-Welt zurechtlege. Aber das wäre ein sehr großes Projekt.

Gab es in letzter Zeit ein Buch, das dich besonders beeindruckt hat und wenn ja, welches war das?

In letzter Zeit habe ich mehr SF gelesen als Historisches: „The Peripheral“ von William Gibson, „The Shelter“ von Kris Brynn und aktuell „Der letzte Kolonist“ von Sebastian Schäfer. Alles sehr gute Bücher! Besonders beeindruckt hat mich „Homo Deus“ von Yuval Noah Harari, der als Historiker über die Zukunft des Menschen schreibt. Er verbindet die historische Sicht perfekt mit dem Blick nach vorn – das Buch haut einen von den Socken, so anders ist der Blick auf die Welt.

Letzte Frage: Wenn du ins Mittelalter reisen könntest: Auf welchen Ort und welche Zeit würdest du die Zeitmaschine einstellen? Und warum?

Knifflig. Ich würde ja gern Mäuschen spielen bei der Fälschung der „Konstantinischen Schenkung“. Mit dieser Urkunde begründete die Kirche ihre weltliche Herrschaft in Italien. Sie muss so um 800 n.Chr. entstanden sein und wurde erst im 15. Jahrhundert als Fälschung entlarvt. Damit dürfte sie in den Top Ten der bedeutendsten Lügen aller Zeiten weit oben stehen. Leider weiß man natürlich nicht genau, wann und wo sie entstanden ist.

Danke für deine spannenden Antworten :-)

"Der Schatten des Schwarzen Todes" im Burgenwelt-Onlineshop.