Im Gespräch mit Ronja Gerdes

Warum hast du an der Ausschreibung für „Jahrmarkt der Mysterien“ teilgenommen? Was hat dich an dem Thema angesprochen?

Tatsächlich würde ich mich weder als beheimatet im Horror noch in der Historik bezeichnen. Aber als ich die Ausschreibung gelesen habe, hatte ich eine Idee dazu – und das ist das Entscheidende. Außerdem wurden zuvor schon zwei weitere meiner Kurzgeschichten von Detlef Klewer illustriert, was mich zusätzlich motiviert hat.

Wie präzise arbeitest du deine Charaktere aus, bevor du über sie schreibst? In deiner Geschichte „Bärenmutter“ zum Beispiel erfährt man ja im Grunde sehr wenig über die Akteure, was einfach der würzigen Kürze geschuldet ist. Weißt du selbst denn mehr über die Charaktere und deren Hintergrund?

Für mich gibt es nie ein "bevor ich die Geschichte schreibe", weil ich eine Geschichte entwickle, während ich sie schreibe. Und zwar so: Ich beginne zu schreiben, und sobald ich merke, dass ich nicht mehr weiterkomme, weil etwas nicht funktioniert oder mir keinen Spaß macht, fange ich direkt von vorne an. Und das mache ich so lange, bis ich die Geschichte zu Ende geschrieben habe. Normalerweise schreibe ich so drei oder vier unvollendete Versionen einer Geschichte. Dabei entsteht für mich als Autorin Wissen über Charaktere, das in der endgültigen Version nicht mehr explizit zu finden ist, aber hoffentlich noch durchschimmert.

Benutzt du beim Schreiben Tricks, um in die richtige Stimmung für eine Szene zu kommen? (Musik, Bilder …)

Musik benutze ich sehr häufig. Ansonsten fällt es mir leicht, in eine Geschichte einzutauchen, wenn ich den Schreibfluss erst einmal erreiche. Und das tue ich, indem ich gegen die Uhr schreibe: Möglichst viele Wörter in möglichst kurzer Zeit. Nach einem oder zwei konzentrierten 15-Minuten-Intervallen bin ich wirklich in die Geschichte eingetaucht und brauche die Uhr nicht mehr.

Wenn du den Auftrag bekämst, eine Biografie über irgendeinen anderen Menschen zu verfassen – egal ob jemand aus deinem Umfeld, eine Berühmtheit oder eine historische Figur etc. – über wen würdest du schreiben?

Das ist eine schwierige Frage. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht und denke, eines Tages lohnt es sich, die Biografie einer Verwandten aufzuschreiben, zum Beispiel meiner Mutter. Es wäre eine total neue Art für uns, einander näher zu kommen. Das stelle ich mir sehr spannend vor.

Letzte Frage: Welches Buch hast du zuletzt gelesen und würdest du es weiterempfehlen? 

Ich arbeite mich seit einer Weile durch die Novellen zu James S. A. Coreys "Expanse"-Universum. Zuletzt habe ich "The Churn" gelesen. Generell kann ich allen Menschen, die Science-Fiction und Game of Thrones mögen, "The Expanse" empfehlen. Als Buchreihe und TV-Serie. Die Reihe liegt mir so sehr am Herzen, dass ich momentan für eine Pen&Paper-Runde eine eigene epische Geschichte im Expanse-Universum entwickle.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

"Jahrmarkt der Mysterien" in unserem Online-Shop!